
Klar, ein Küchenmixer ist kein Handy und auch keine Waschmaschine. Er besteht quasi aus einer Hülle, vier Füssen und einer Klinge, die von einem Motor angetrieben wird und in einem Behälter rotiert. Übersichtlich.
Wieso gehen dann Teile am Mixer verhältnismäßig häufig kaputt und lassen sich schlecht reparieren? Und warum ist der Behälter zum Mixen nicht gleich der Behälter zum Transportieren und Konsumieren?
Mit diesen Fragen konnten die beiden Unternehmer einen Business Case nach ihren eigenen Ansprüchen der Nachhaltigkeit zu entwickeln.
Die Idee an sich ist bereits simpel und gut: Einen stylischen Mixer aus in individuellen Strukturen gepresstem recyceltem Plastik im Bauhaus Design zu entwickeln. Das Erkennungsmerkmal des Mixers: Ihm fehlt der Behälter, weil die Zutaten direkt in den handelsüblichen Gläsern gemixt werden. Das spart vor allem Abwasch, dadurch wird das Mixen einfacher und beliebter.
Weil die Idee so gut ist, war ich kritisch. Ken und Paul haben eine UG gegründet und können so doch durchstarten und das hippe Produkt gewinnbringend auf den Markt schwemmen? Wer heute etwas auf sich hält, macht sich einen Smoothie mit dem Smoothie Maker aus recyceltem Plastik und spart Zeit beim Abwasch, die gut für Selbstoptimierung genutzt werden kann!
Im Interview habe ich versucht mich nicht blenden zu lassen: Realisierung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft im Sinne von Repariermöglichkeiten der nutzenden Person oder Open Funk inkl.. Pfandsystem zum besseren Recycling? Macht Sinn. Möglichst lokale Zulieferer und Montage in Sozialbetrieben? Löblich. Langlebigkeit aufgrund qualitativ guter Komponenten und hoher modularer Austauschbarkeit und Verfügbarkeit der Komponenten? Logisch.
Dabei sind auch Punkte aufgetaucht, die nicht perfekt sind: Einige Komponenten, wie der Motor, kommen aus China, weil es in Europa keine vergleichbare Alternative gibt. Das heißt die Lieferketten sind undurchsichtig und die Komponenten nicht auf gute Reparierbarkeit/ Recycling designend. Aus produktionstechnischen Gründen wird viel erdölbasiertes Plastik eingesetzt. Außerdem gibt es keine veröffentlichte Aufschlüsselung der Lieferkette- aber einen Moment! Open funk ist aktuell dabei, die erste Serie zu produzieren. Paul hat sich mit den Punkten auseinandergesetzt, obwohl sie noch nicht einen Mixer auf den Markt gebracht haben. Sogar ein Mietmodell wäre ihnen sehr recht gewesen- leider haben die Finanzen nicht mitgespielt.
Ich selbst war von der Open Source Lösung für den Mixer begeistert. Open Funk hat vor, die Produktionsdaten zu veröffentlichen, also z.B. die Materiallisten und die Zeichnungsdaten der Druckdateien. Diese Veröffentlichung hat enormes Potential: Es gibt bereits viele öffentliche Fablabs zur kostenfreien Nutzung. Menschen können sich den Mixer also selbst bauen, wenn sie sich ihn nicht leisten können. Außerdem kann sich das Produkt kollektiv nach den Bedürfnissen weiterentwickeln. Es wird sich daher am größten Nutzen, nicht am höchsten Gewinn orientieren. Wenn man die Idee global denkt, kann der Mixer an die Verfügbarkeit von Ressourcen in anderen Teilen der Welt angepasst werden. Er kann lokal produziert werden. Das schafft Arbeitsplätze und schont Ressourcen, z.B. aufgrund von Transportwegen.
Die Vereinbarkeit von unterschiedlichen wichtigen Themen beim Mixer finde ich auch interessant: Neben der niedrigschwelligen DIY Reparierbarkeit und Auswertbarkeit steht die Beschäftigung mit gesundem Essen im Vordergrund. Im Mixer wird viel Obst, Gemüse, Samen, Kerne und Nüsse verarbeitet. Dadurch beschäftigt sich die konsumierende Person mit dem Essen, was nur Vorteile mit sich bringen kann. Der Mixer vereinbart die Reflexion des Elektronikkonsums mit der Reflexion des Nahrungskonsums. Oder: Erlebbarer Muss und Smoothies zusammen mit zugänglicher, essbarer Elektronik. Oder war es andersherum?
Hört euch den Podcast an und bildet euer eigenes Urteil 🙂
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