Das Unternehmen Syllucid stellt USB-Kabel her. Dabei ist es keine Überraschung, dass die sozialökologischen Probleme der Lieferkette im Fokus stehen: Die beiden Gründer haben ihre Wurzeln bei Fairphone. Im Interview erzählt Fabian von verschiedenen interessanten Eisen, die Syllucid ins Feuer hält, um den Ursprung des Kabels möglichst nachhaltig zu gestalten: Faires Zinn und Faitrade Gold, um verantwortungsbewussten Bergbau zu unterstützen, sowie ein ambitioniertes Projekt mit Fairlötet, um faire Wege für eigenes Kupfer zu finden.
Die Idee des Produktes ist simpel und clever: Es gibt viele unterschiedliche USB-Kabel, warum verwenden wir nicht nur eins? Die EU hat parallel die Uniformierung der USB-Adaptierungen auf USB-C beschlossen. Dennoch werden natürlich für alte Geräte weiterhin andere Adaptierungen benötigt. Syllucid fasst diese simpel zu einem Kabel zusammen. Das einzelne verbleibende Kabel ist als Dinosaurier entwickelt, soll also möglichst lange halten. Das Kupfer ist dick, die mechanische Belastbarkeit groß. Syllucid gibt selber 5 Jahre Garantie auf das Kabel.
Orientiert man sich an der R-Pyramide sind die ersten R’s damit bereits behandelt: Rethink, Reduce und Refuse.
Geht man die Pyramide weiter, stößt natürlich auch Syllucid an systemische Grenzen: Die Reparatur lohnt sich nicht ökonomisch und  soll nur von Fachpersonal durchgeführt werden. Das Recycling ist theoretisch möglich. Praktisch wird aber statistisch aktuell nur 39% der Kabel (bezogen auf Elektronikabfall) beim Recycling landen und nur wenige Rohstoffe wiedergewonnen werden. Der Rest wird verbrannt.

Um hier einen alternativen Ansatz zu unterstützen, sind die jungen USB-Kabel Produzenten mit Commown eine Kooperation eingegangen. Die Entscheidung der Entsorgung wird beim Mietmodell (Device as a service) von der Nutzerin, die für ihre Nutzung eine Miete bezahlt, in die Hände der Vermietgenossenschaft übertragen, die schon aus ökonomischen Gründen ein Interesse an einer langen Nutzung hat.

Syllucid ist sich seiner Rolle als privatwirtschaftliches Unternehmen bewusst. Es hat ein schönes, stylisches Produkt entwickelt, das eine Nische füllt. In dem qualitativ hochwertigem Bereich in dem sie sich bewegen, kommen sie um Nachhaltigkeitsaspekte nicht drum herum. Gleichzeitig haben sie einen sehr hohen Anspruch vor allem an fairen Lieferketten. Der Anspruch erscheint mir sogar so hoch, dass mich nicht wundern würde, wenn Syllucid in der Zukunft die Lieferkette als Dienstleistung verkaufen würde mit dem USB Kabel als eine Möglichkeit von vielen.

Vor allem da sich Syllucid mit ihrem Anspruch an Nachhaltigkeit absetzt, wäre es bestimmt sinnvoll transparenter über die eignen Zustände in der Lieferkette aufzuklären. Sie scheiben Blogs über Themen aus der Lieferkette und empfehlen Filme zu dem Thema, während über die eigene Lieferkette sehr wenig preisgegeben wird. Wo und unter welchen Umständen werden die Kabel gebaut? Welche Rohstoffe sind enthalten, welche sind nach welchen Kriterien nicht fair und nachhaltig? Wo werden aus welchen Gründen Rezyclate eingesetzt?
Dabei finde ich es wichtig Grenzen aufzuzeigen, um der Konsumentin transparent zu machen: Hier kommen wir nicht weiter. Dazu braucht es Regelungen und Gesetze- dafür musst auch du dich leider einsetzen.

Zwar wird die Konsumentin nur wenig emanzipiert, aber sie kauft ein Kabel von Menschen, die mit Herz und Seele dabei sind ein faires Produkt herzustellen.

 

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